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GEHEIMTINTE (sympathetische Tinte)

Diese Tinten haben die Eigenschaft, unsichtbare Schriftzüge zu liefern, welche erst durch eine besondere Behandlung sichtbar werden.

Schon um 50 n. Chr. benutzte Plinius der Ältere (23 – 79 n. Chr.) Geheimtinte aus der Thithymallus-Pflanze. Der Text wurde erst sichtbar wenn man das Pergament über dem Feuer erhitzte. Besonders im 17. bis hinein in das 19. Jahrhundert waren Geheimtinten sehr beliebt. Aus dieser Zeit stammt auch die Bezeichnung „Sympathetische Tinte“ (von griech. Sympatheia „Zuneigung“), da sie häufig zum Verfassen von Liebesbriefen genutzt wurden. Schon Ovid empfiehlt den Römerinnen Milch, um ihre Korrespondenz für Unberufene unsichtbar zu machen; man müsse dann nur Kohlenpulver darauf streuen. 1653 schlug der Franzose Pierre Borel vor, mit einer Bleizuckerlösung zu schreiben und die Schriftzüge mit Schwefelleberlösung sichtbar zu machen.
Abb. 51: Zutaten Geheimtinte/Zaubertinte

geheimtinte

Jakob Waitz, Leibarzt in Gotha, entdeckte die Eigenschaft des Chlorkobalts, Schriftzüge zu erzeugen, die nach dem Eintrocknen fast unsichtbar sind, dagegen beim Erwärmen deutlich in blauer Farbe hervortreten und beim Erkalten erneut verschwinden.
Später wurden dann Tinten entwickelt, die man mit Säure oder mittels UV-Licht sichtbar machen kann, oder die nach einiger Zeit verschwinden. Auch heutzutage sind die Geheimtinten noch nicht aus der Mode gekommen, da Kinder sie gerne für „geheime“ Botschaften nutzen.

Blaue Geheimtinte:
Man schreibt mit einer 10 % Kobaltchloridlösung oder einer Lösung aus 1 Teil Kobaltnitrat (kristallisiertes, salpetersaures Kobaltoxydul) auf 25 Teile destilliertes Wasser. Die Schrift wird durch Erwärmen blau, verschwindet aber beim Erkalten allmählich wieder.

«Eine sympathetische Dinte»:

Man nehme 4 Loth gutes Scheidewasser, 1/2 Loth Galläpfel von den kleinsten und schwärzesten, welche in kleine Stücke zerbrochen werden müssen, und 1 Loth Vitriol. Diese zusammen lasse man in einer Bouteille aus weissem Glas eine Zeit lang im Marienbad kochen, löse dann in ein wenig Regenwasser eine kleine Nuss gross Sal Ammoniaci und arabischen Gummi auf; giesse diese zur ersten Composition. Man schreibe damit nach Belieben auf weisses Papier, und in einer Zeit von 40 Tagen wird die Schrift verschwinden und nicht mehr zum Vorschein kommen.

Beispiele einfacher Tinten:

  • Saft von Zitronen oder Küchenzwiebeln (wird beim Erwärmen sichtbar)
  • Essig (wird beim Erwärmen sichtbar)
  • Milch (wird beim Erwärmen sichtbar)
  • Tintenkiller (wird beim Erwärmen sichtbar)
  • Phenolphthaleinlösung (wird beim Bestreichen mit Ammoniaklösung sichtbar und verschwindet später wieder); Variante: Phenolphthaleinlösung gemischt mit etwas Ammoniaklösung (Schrift verschwindet nach kurzer Zeit)
  • Gerbsäure (wird bei Bestreichen mit Eisen(II)-Sulfatlösung sichtbar)
  • Natriumcarbonat-Lösung (Soda) (wird beim Bestreichen mit einer 1 % Phenolphthaleinlösung sichtbar und verschwindet später wieder)
  • Cobalt(II)-chlorid-Lösung (wird beim Erwärmen sichtbar und verschwindet später wieder)
  • Kaliumrhodanid-Lösung (wird durch Besprühen mit Eisen(III)-chlorid-Lösung sichtbar)
  • Obstsaft (ist mit UV-Licht sichtbar)
  • Speichel (ist mit UV-Licht sichtbar)
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