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TEERFARBSTOFFTINTEN

teerfarbstoffe
Die Herstellung von Teerfarbstofftinten ist sehr einfach und äusserst billig. Es lassen sich anstelle der oft sehr umweltbelastenden chemischen Teerfarbstoffe natürliche Farbstoffe zur Zubereitung farbiger Tinten verwenden. Der 1834 von F. F. Runge durch Oxydation aus Steinkohleteer erhaltene schwarze Anilinfarbstoff stand am Beginn einer explosiven Entwicklung und zahlreicher Neuerungen im 20. Jahrhundert. Die Farbenindustrie wurde durch diese Erfindung zu einem bedeutenden Faktor der Wirtschaft. Aus dem Steinkohleteer werden Schwer-, Mittel- und Leichtöl gewonnen. Aus dem Schweröl entsteht das Anthrazenöl und daraus die meist recht gut lichtechten Alizarinfarbstoffe. Aus dem Mittelöl erhält man das Naphtalin und daraus die Naphtolfarbstoffe wie Indigo, Echtrot, Scharlach und Echtschwarz, ebenso Nigriosin, Indulin und Naphtylaminschwarz. Das Leichtöl liefert das Rohbenzol, woraus Benzol und daraus Toluol gewonnen wird. Das aus dem Toluol gewonnene Nitrobenzol ist der Rohstoff für Methylviolett, -blau und -grün und alle Anilinfarbstoffe wie Fuchsin, Rosalin etc., ebenso Alkalibraun, Echtbraun, Nakarat etc. Alle diese Farbstoffe und viele andere mehr eignen sich jedoch aufgrund ihrer Umweltschädlichkeit, ihrer teils schlechten Lichtechtheit und ihrer Neigung zum Ausbluten kaum als Schreibstoff.

Abb.52: Die Gewinnung von Teerfarbstoffen

Grundsätzlich werden alle Teerfarbstoffe jeweils mit gleicher Menge Gummi arabicum in einer 100fachen Menge Wasser gelöst.

veilchentinte

Aus der Vielzahl von Tinten sei hier nur die Herstellung einer kleinen Auswahl davon näher beschrieben:

Veilchentinte, Violette Tinte:
Methylviolett, Anilinviolett unter Beigabe von etwas Veilchenöl.
Man löst 15 g Anilinviolett unter Erwärmen in 100 g Weingeist auf und fügt sodann in kleinen Mengen eine Lösung von 35 g Gummi arabicum in 900 g Wasser hinzu. Sollte sich der Farbstoff pulverig absondern, kann man noch etwas Weingeist zufügen. Das Veilchenöl löst man am besten in Weingeist. Abb.53: Zutaten Veilchentinte

Kaisertinte, Blaue Tinte:
Alkaliblau, Methylblau etc.
20 g Anilinblau werden mit 100 g Wein­geist verrieben, sodann mit 450 g destilliertem Wasser erwärmt und schliesslich mit 50 g in 450 g destilliertem Wasser gelöstem Gummi arabicum versetzt.

Frühlingstinte, Türkistinte:

Methylgrün in entsprechender Verdünnung mit Maiglöckchenöl.
Es werden ca. 8 g wasserlösliches Methylgrün einige Stunden in 30 g kaltem, destilliertem Wasser gelöst, sodann mit 950 g heissem Wasser unter Zugabe von 20 g Zucker und einem Tropfen Maiglöckchenöl versetzt.

Liebestinte, Rote Tinte:

Fuchsin, Eosin, Nakarat, Ponceau etc. mit Rosenwasser.
15 g spirituslösliches Anilinrot übergiesst man mit 100 g Weingeist und erwärmt das Ganze in einem Wasserbad bis zur vollständi­gen Lösung. Gleichzeitig löst man 35 g Gummi arabicum in 900 g Wasser, kocht diese Flüssigkeit auf und giesst den gefärbten Weingeist in einem dünnen Strahl unter Rühren dazu.
Bei der Verwendung von Fuchsin benutzt man nur 5 g Diamantfuchsin in 150 g Weingeist, 800 g Wasser, 30 g Gummi arabicum, 20 g Natriumnitratlösung 1:10.
Für die sehr einfache Eosintinte braucht man 20 g Eosin in 11 heissem, destilliertem Wasser, 2 g Salmiakgeist und 20 g Gummi arabicum.
Rosenwasser kann, entsprechend verdünnt, anstelle des destillierten Wassers verwendet werden, Rosenöl kann, wie bei der Frühlingstinte, im Weingeist gelöst, zugesetzt werden.

Bei diesen Tinten kann durch Beigabe von Metallpulver ein reizvoller Glanzeffekt erzielt werden!

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