Im Gegensatz zu den Farbstoffen sind Pigmente (von lat. pigmentum, “Farbe”, “Schminke”) anorganische oder organische Farbmittel, die in Wasser und anderen Lösungsmitteln unlöslich sind und nur mit Hilfe von Bindemitteln zum Färben verwendet werden können.
Anorganischen Pigmenten klassen sich nach natürlichen und künstlichen Pigmenten unterscheiden.
Natürliche anorganische Pigmente sind Erden und Mineralien (Erdfarben, Mineralweiß), die nicht besonders behandelt werden müssen (meist nur trocknen und mahlen).
Künstliche anorganische Pigmente sind Synthese-Produkte aus unterschiedlichen Herstellungsverfahren: Kohlenstofffarben, Farben aus Metallen und Weißpigmente.
Abb.55: Eine Auswahl natürlicher Farbstoffe/Pigmente
Die meisten anorganischen Pigmente zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit dem Sauerstoff der Luft nicht chemisch reagieren, äußerst resistent gegen Alterung sind und ihre Farbe beliebig lange beibehalten, solange sie nicht mit einem organischen Malmittel, z.B. dem Öl der Ölfarbe, verarbeitet worden sind. Viele anorganische Pigmente sind jedoch gesundheitlich bedenklich, da es sich um Schwermetallverbindungen handelt (Chrom-, Blei- und Cadmiumverbindungen).
Organische Pigmente kommen in der Natur als sogenannte “Tier-” oder “Pflanzenfarben” vor und lassen sich zum Teil mit einfachen Mitteln herstellen, wie z. B. Rebschwarz.
Weitere Informationen: Volkert Emrath: Differenzierung von Farbmitteln
Ein in unserem Zusammenhang wichtiges Anwendungsgebiet für Pigmente ist neben der Öl – und Acrylmalerei die Aquarellmalerei.
Die Anfänge der Aquarellmalerei liegen schon in den ägyptischen Wandmalereien, die mit in Gummiwasser gelösten Pigmenten auf Kalkgrund gemalt wurden.
Während zu dieser Zeit eher mit gröberen Pigmenten gemalt wurde, finden heute meist äusserst feine, bis in die Papierfaser eindringende Pigmente Verwendung.
Die wichtigsten Bindemittel für die Pigmente der Aquarellfarben sind Gummi arabicum, Dextrin, Gelatine, Leim, Traganath oder synthetische Produkte. Diese Stoffe dienen weniger dem Farbauftrag auf dem Papier als vielmehr dem Zusammenhalt der Farben in den Tuben und Näpfchen.
Zusätze von Glyzerin halten die Farben feucht, um ein zügiges Auftragen zu ermöglichen. Zucker erhöht die Leuchtkraft der Farben. Carbolsäure verhindert das Schimmeln. Um die Haftung auf eher fettigen Malgründen wie Pergament zu erhöhen, bedient man sich der Netzmittel wie Ochsengalle, Protabinsäure oder auch Natriumoleat.
Abb.56:
Handkolorierter Taufzettel oder Glücksbrief, Aquarellfarbkasten und Kolinskimarderpinsel.
Auf der rechten Seite Muschelvergoldung auf Papier: oben Muschelgold in einer Muschel, darunter natürliches, gediegenes Gold, heute erhältliche Muschelgoldnäpfchen, Pinsel zum Auftragen des Goldes und der Polierstein zum Polieren der Vergoldung.
Obwohl in jedem besseren Künstlerbedarfsgeschäft fertige Aquarellfarbkästen zu haben sind, empfiehlt es sich, diese selber zusammenzustellen und auch die Ausgaben für einen gut schliessbaren Emailkasten mit 16 Farbnäpfen nicht zu scheuen.
Die Näpfchen sind als ganze (1/1; 19 × 30 mm) oder halbe unter den allerfeinsten Künstler-Aquarellfarben im Hinblick auf ihren Malkomfort und ihre Beständigkeit auszusuchen. Bei der Auswahl von Aquarellfarben gilt es, in erster Linie die Grundregel zu beachten, zunächst die Farbskala auf ein Minimum zu beschränken und sie nach Bedarf zu erweitern.
Als erste Grundausstattung empfiehlt sich etwa die folgende:
Die wichtigsten Farben der Buchmalerei sind:
Da diese Farben zum Teil sehr giftig sind und beim Mischen untereinander oft heftige chemische Reaktionen ablaufen können, wurden sie meistens rein, in gewissem Abstand zueinander verwendet.
Bleiweiss verträgt sich schlecht mit Zinnober, Ultramarin und Azurit.
Zinnober verträgt sich schlecht mit Bleigelb und Bleiweiss.
Ultramarin ist säureempfindlich und unverträglich mit Bleifarben.
Azurit ist unverträglich mit Bleifarben und kann mit Schwefelfarben schwärzen.
Auripigment verträgt sich schlecht mit Bleifarben.
Grünspangrün kann durch den Essigzusatz zum Zerfressen des Malgrundes führen.
Es ist kein Leichtes, die erwähnten Rohstoffe für die traditionelle Buchmalerei, wie sie in ältesten Quellen beschrieben ist, zu beschaffen. Ein Gang zum Apotheker und zum Drogisten erfüllt oft schon einen Teil der Wünsche.
Etliches kann auch bei Steinsammlern, Mineralogen oder Goldschmieden zusammengetragen werden oder ist in Farbenhandlungen als Pulverfarben erhältlich.
Dieses lasierende, natürliche Mineralpigment reflektiert als Pulver alles auftreffende Licht 100%ig und verliert nur durch das verwendete Bindemittel von dieser Wirkung. Schwerspat ist mit allen Bindemitteln verwendbar und lässt sich gut benetzen.
Deckendes Weisspigment, dessen natürliches Vorkommen sehr selten ist – es kommt u.a. noch in Krems an der Donau, nordwestlich von Wien vor – und wird heute nach verschiedenen Methoden durch die Einwirkung von Essigdämpfen und Kohlensäure auf metallisches Blei erzeugt. Dieses Weiss lässt sich mit Eikläre binden und verfügt über ein aussergewöhnliches Deckvermögen. Vorsicht: Bleiweiss ist giftig! Das Einatmen von Staub oder die Einnahme durch den Mund kann zu akuten Bleivergiftungen mit schmerzhaften Bleikoliken führen.
Im Lucca-Manuskript aus dem 8. Jh. wird ein nützliches Topfverfahren zur Herstellung von kleineren Mengen Bleiweiss beschrieben: Ein leicht konischer, etwa 30 cm hoher, innen nur bis zur Hälfte glasierter Tontopf mit einem oberen Durchmesser von etwa 20 cm wird bis zur Glasurgrenze mit Weinessig gefüllt. Darüber werden zu Spiralen geformte Bleistreifen gehängt und etwa 6 Monate zugedeckt in einer mit Pferdemist und Obstresten gefüllten Grube gelagert. Nachdem alles metallene Blei zu basisch kohlensaurem Blei zerfallen ist, werden die nun weissen Spiralen zur Beseitigung aller Säurerückstände gewaschen, trocknen gelassen und anschliessend gepulvert.
Dieses natürliche Erdpigment, meist französischer Herkunft, wird vorwiegend im Tagbau als goldgelbe, harte Erde oder Gestein geschlämmt und gemahlen. Dieses Witterungsprodukt aus eisenhaltigem Gestein lässt sich mit allen Bindemitteln binden und gehört zu den ältesten Farbmitteln der Menschheit.
Dieses natürliche ockerähnliche Erdpigment ist in der südlichen Umgebung von Siena am Monte Amiata noch in kleineren Mengen zu finden, stammt heute aber meist aus Korsika und Sardinien.
Dieses natürliche Mineralpigment aus Schwefelarsen kann mit Kirschgummi oder Eikläre gebunden werden; wegen seines Arsengehaltes ist es sehr giftig! Die heute meist aus Arizona stammenden Stücke werden feucht in einem Mörser gepulvert und am besten rasch gebunden, um eine Berührung mit dem Pigment zu verhindern. Das Einatmen von Staub oder die sonstige Einnahme dieses Pigmentes kann tödliche Folgen haben.
Dieses gut deckende künstliche Mineralpigment wird durch Erhitzen von Blei auf 500-700 °C als Bleioxyd gewonnen. Bleigelb ist giftig!
Dieses künstliche Mineralpigment wird durch Glühen von Bleioxyd mit Antimonoxyd gewonnen. Es verträgt sich mit allen Pigmenten und Bindemitteln und ist in verschiedenen Farbtönen von hellgelb bis rötlich erhältlich.
Dieser gering lichtbeständige Pflanzenpigmentfarbstoff enthält von Natur aus Farb-und Bindemittel. Schön lasierend wie echtes Indischgelb, eignet er sich zum Vergolden auf Pergament und Papier. Zu diesem Zweck wird die zu vergoldende Fläche mit Gummigutt satt bemalt und trocknen gelassen; darauf kann die Metallfolie nach Anhauchen des Gummigutt, der dadurch aufquillt, aufgelegt werden.
Dieses künstlich gebrannte natürliche Erdpigment schlägt beim Brennen in Rotbraun um. Es handelt sich um eine ausgesprochen gute Lasurfarbe, die sich mit allen Bindemitteln binden lässt.
Dieses natürliche Erdpigment, meist französischer Herkunft, lässt sich durch Erwärmen oder Glühen in jede gewünschte rotbraune Nuance tönen.
Dieses künstliche Mineralpigment wird durch Glühen von Bleiweiss gewonnen. Beim Zusammentreffen mit Kadmiumgelb, Zinnober oder Ultramarinblau wird die Mennige durch den Schwefelwasserstoffgehalt dieser Farben geschwärzt. Mennige hat keine Lasierfähigkeit und wird hauptsächlich für feine, deckende Malereien in der Umgebung von Initialen verwendet. Vorsicht: Mennige ist infolge ihres Bleigehaltes giftig!
Als natürliches Mineral wird Zinnober, der entweder in Form hochroter, weicher, erdiger Klümpchen in quarzigem Gestein oder in Form tief karminfarbiger Kristalle vorkommt, in den Almaden in Spanien und in Istrien abgebaut. Zur Verwendung als Farbe wird dieses auffallend schwere Pigment gepulvert. Da es sich bei Zinnober um ein Quecksilbersulfid handelt, ist das spezifische Gewicht sehr hoch. Es lässt sich mit allen Bindemitteln binden und hat ein sehr gutes Deckvermögen. Durch den Quecksilbergehalt ist Zinnober giftig!
Dieser natürliche organische Farbstoff, heute meist synthetisch hergestellt, wurde früher von den weiblichen Cochenillenläusen (Coccus cacti) gewonnen, die in Mittelamerika und auf Gran Canaria auf kakteenähnlichen Fackeldisteln gezüchtet wurden.
Den hochwertigsten Farbstoff liefert die schwarze Cochenille, auf deren Körper sich durch das Trocknen ein schwarzgrauer Belag bildet. Karmin hat ein schlechtes Deckvermögen und ist ein typisches Lasurpigment mit auffallend schlechter Lichtbeständigkeit.
Cochenille wird hauptsächlich für Kosmetika (Make-Up) verwendet.
Dieses natürliche Pigment wird aus gut abgelagerten, gemahlenen Wurzeln der Krapp-Pflanze (Rubia tinctorum oder Rubia peregrine) herausgelöst und mit Gummi gebunden. Krapplack eignet sich vorzüglich zum Lasieren von echtem Zinnober, was den Farbton satter wirken lässt und den Zinnober konserviert.
Von dieser natürlich vorkommenden, dem Ocker eng verwandten Erde mit hohem Gehalt an Manganoxyd entstehen durch das Brennen warmbraune Farbtöne. Die grössten Vorkommen dieser Manganerde liegen in Italien, weitere in Deutschland, Holland, Belgien und England; die besten Sorten stammen jedoch aus Zypern. Alle Bindemittel sind brauchbar und die Farbe verfügt über ein gutes Deckvermögen.
Beim künstlichen Brennen dieses natürlichen Erdpigments wird das grüne Eisenoxydul in ein rotes Eisenoxydul umgewandelt.
Dieses durch mühsames Zerbrechen, Zerstossen und Pulverisieren des Halbedelsteines Malachit gewonnene natürliche, anorganische Pigment, welches schon in der Antike beliebte Verwendung fand, lässt sich in wässerigem Bindemittel gut binden und hat eine auffallend gute Lasierfähigkeit, ist demzufolge also mässig deckend. Das Gestein findet man überall, wo der blaue Azurit vorkommt, in Afrika, Sibirien, Ungarn, der Tschechoslowakei, ja sogar im Schwarzwald.
Dieses künstliche Mineralpigment, das aus mit Essigsäure oder Weinessig behandelten Kupferspänen gewonnen wird, kann, fein gepulvert, mit allen Bindemitteln verwendet werden. Grünspan hat eine hervorragende Lasierfähigkeit, ist aber giftig!
Dieses natürliche Mineralpigment wird aus möglichst reinen dunkelblauen Lapislazuli- Halbedelsteinen gewonnen, die in der besten Qualität aus den Gruben des Baikalsees in Afghanistan stammen.
Die Steine werden erhitzt, in Essigsäure abgeschreckt und anschliessend feinst gepulvert. Um die blauen Teile von den übrigen Teilen zu lösen, wurde das Pulver gemäss einer alten Rezeptur von Cennino Cennini (1437) mit einem Harzwachsgemisch in warmer Lauge verknetet und so ein in seiner Schönheit bestechendes Farbpigment gewonnen. Da die Zubereitung des natürlichen Ultramarins, zusätzlich zu den hohen Preisen für die Halbedelsteine, schon immer eine mühsame, zeitaufwendige Arbeit war, wurde schon zu Dürers Zeit das Gramm dieses Pigments zu einem halben Dukaten gehandelt, was selbst über dem Preis für pures Gold lag. Lapislazuli hat eine hervorragende Lasurfähigkeit, ein mässiges Deckvermögen und ist mit allen Bindemitteln verwendbar.
Meist im Buntsandstein als Verwitterungsprodukt von Kupfersulfiden vorkommend, findet sich dieses natürliche Mineralpigment oft in Form kleiner Geoden, mit fremden Beimengungen durchsetzt, an den gleichen Fundstellen wie Malachit, aber weitaus spärlicher und ist infolgedessen auch teuer.
In Edelsteinhandlungen wird es als reiner Kristall angeboten. Fein gemahlen lässt er sich gut mit Kirschgummi binden und hat ein befriedigendes Deckvermögen mit geringer Lasierfähigkeit.
Dieses künstliche Mineralpigment wird aus Sand, Soda, Kalk und Kupferoxyd zu einer Glasfritte geschmolzen und je nach Bedarf zerkleinert. Dieses Pigment verfügt über eine mässige Deckfähigkeit, ist aber ausgezeichnet lasurfähig.
Dieses künstliche Mineralpigment, das durch die Verschmelzung der Zaffer, einem Röstprodukt aus Speis- und Glanzkobalt, mit Quarz und Pottasche gewonnen wird, entspricht in seiner Form eigentlich einem im Wasser abgeschreckten und zerborstenen Kobaltglas. Smalte ist mit allen Bindemitteln verwendbar und hat eine gute Lasierfähigkeit. Smalte oder das gröbere «Streuglas» bekommt man heute fast ausschliesslich in Keramikfachgeschäften.
Der älteste und früher wichtigste organische Farbstoff Indigo, ein natürliches Pigment pflanzlicher Herkunft, wird durch Einweichen der Blätter der Indigopflanze (Indigofera tinctoria, Färberwaid oder chinesischer Färberknöterich) gewonnen. Durch Gären unter Luftzufuhr oxydiert das Ganze zu Indigoblau, welches ausgewaschen, gekocht und getrocknet ein intensiv färbendes Pigment ergibt. Indigo ist nicht alkalifest und es bedarf einer gewissen Vorsicht bei der Auswahl der Bindemittel, da sich sonst seine Farbe bis ins Orange verändern kann. Im weiteren verfügt Indigo über ein gutes Deckvermögen und ist mässig lasierbar.
Dieses natürliche Pigment tierischer Herkunft wird durch Verkohlen von Elfenbeinabfällen unter Luftabschluss gewonnen.
Die Elfenbeinabfälle werden möglichst ohne Luftzwischenraum in Metallgefässen luftdicht verschlossen und so lange gebrannt, bis reiner Kohlenstoff entsteht. Nicht durchgebrannte oder unter zuviel Luftzufuhr gebrannte Pigmente werden braunstichig. Elfenbeinschwarz ist in seiner besten Qualität samtig tiefschwarz und ist mit allen Bindemitteln verwendbar. Es besitzt eine ausgesprochen gute Deckfähigkeit und ist gut lasierbar. Elfenbeinschwarz ist selten zu finden und muss daher vielleicht in kleineren Mengen im Emailofen selbst hergestellt werden.
Ähnlich dem Elfenbeinschwarz entsteht auch dieses organische Pigment tierischer Herkunft durch Verkohlen von Tierknochen, steht diesem jedoch im Färbvermögen deutlich nach.
Nach demselben Verfahren wie Elfenbein- und Beinschwarz wird dieses natürliche organische Pigment pflanzlicher Herkunft durch Verkohlen von verdorrten Rebstöcken und Trester gewonnen. Es verfügt über ein mässiges Färbvermögen, deckt gut und ist besser lasierfähig als Elfenbeinschwarz.
Lampenschwarz und Russschwarz sind Grundstoffe für Tusche und im Kapitel über die chinesische Tusche näher beschrieben.