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STAMMBÄUME

stammbaum

Ein klassisches Beispiel kalligraphischer Arbeit ist der Stammbaum.
Die Erforschung der Familiengeschichte, sei es der eigenen oder einer fremden, ist eine zwar zeitaufwendige, jedoch auch eine äusserst interessante Aufgabe.
Bei den Eltern angefangen, begibt man sich langsam, mit besonderem Augenmerk nach links und rechts, den oft im Dunkeln zwischen schweren Buchdeckeln liegenden Vorfahren entgegen.
Alte Familien- oder Namensregister, Adress- oder Wappenbücher im Staatsarchiv liefern erste Angaben über die Mitglieder einer Familie. Oft ist es jedoch unumgänglich, andere Archive, Gemeinde- und Kirchenverwaltungen um allfällige Geburts- und Sterberegisterauszüge anzufragen, bis man schliesslich Generation um Generation in die Ursprünge einer Familie eindringt.

Abb.59: Stammbaum auf Pergament, koloriert und mit Familienwappen versehen.

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stammbaum_verwandtschaft

Zur weiteren Verwertung der Daten ist es ratsam, neben einer Kartei eine Stammbaumskizze anzulegen, auf deren Grundlage dann der Stammbaum ausgearbeitet werden kann. Sind die Daten, Geburts-, Heirats- und Todesdatum jedes Familienmitglieds nach Möglichkeit vorhanden und in die entsprechenden Felder eingetragen, so werden diese so lange umgezeichnet, bis sie zu einem gleichlastigen Baum führen. Es ist dabei grundsätzlich darauf zu achten, dass die Kinder dem Alter entsprechend von links nach rechts eingetragen werden. Ist ein Stammhalter am Ende des Baumes in der Mitte zu plazieren, so sind unterhalb die entsprechenden Anpassungen vorzunehmen.

Abb.60: Grundtypen der Darstellung von Verwandschaftsbeziehungen.

Anschliessend wird die Skizze auf ein gut radiertes und aufgespanntes Pergament, den für diesen Zweck angemessenen Beschreibstoff, übertragen. Dabei sollte zwischen den Feldern für die einzelnen Familienmitglieder genügend Zwischenraum bleiben und die Felder selbst noch genügend gross sein, um die nötigen Eintragungen anzubringen. Zuerst werden die Felder aufgezeichnet, danach beschrieben.

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Nachdem das Familienwappen unten aufgezeichnet ist, werden die Äste erst mit Bleistift, dann mit Tinte ausgezogen. Danach können die kleineren Äste und die Blätter angebracht werden, wobei hier auf Symmetrie zu achten ist. Nachdem alles gut getrocknet ist, kann der Baum mit einer lasierenden Sepia ausgemalt und anschliessend schattiert werden. Auch die Blätter werden am besten mit einem Olivgrün ausgemalt und mit einem satten Grün schattiert.
Als letzter Arbeitsgang wird das ganze Blattwerk und der Stamm mit Eigelb übermalt, um an Farbintensität zu gewinnen. Dabei ist zu beachten, dass das Eigelb bei mehrmaligem Überstreichen die darunterliegende Farbe lösen kann.

Abb.61: Detail aus dem Stammbaum mit den Zeichen * für geboren, + gestorben und oo geheiratet.

Bei Bedarf können die männlichen Erben diskret mit Muschelgold umrandet werden, damit bei Stammbäumen die Namensträger leichter ersichtlich sind. Das Heimathaus oder die Heimatgemeinde kann als Hintergrund im unteren Teil reizvoll aussehen. Auch eine Legende mit Angaben zu Auftraggeber, Herstellungsjahr und sonstigen Erläuterungen zum Stammbaum können so auf dem Pergament angebracht werden, dass sie die Gesamterscheinung kaum beeinträchtigen.

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