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MARMORPAPIERE

Marmoriertes Papier eröffnet uns in Verbindung mit kalligraphischen Arbeiten viele Möglichkeiten, das Geschriebene auf besondere Weise zu verpacken und zusätzlich zur Geltung zu bringen, sei es einfach nur als Deckumschlag für ein handgeschriebenes Gedichtbändlein oder als Überzug einer Kartonröhre zum Schutz einer Pergamenturkunde. Mit Marmorpapier lassen sich unzählige nützliche Dinge schön und in der Farbgebung subtil auf den Inhalt abgestimmt überziehen. Ein selbstgefertigtes Marmorpapier ist abgesehen vom Erlebnis der Herstellung allemal etwas Schönes, und kann zusätzlich auf Flächen, die beim Marmorieren eigens zu diesem Zweck ausgespart wurden, reizvoll beschrieben werden.
Unter den Dutzenden von Marmoriertech­niken scheint mir die folgende die einfachste und erfolgreichste:

marmorpapier
  • 250 g ungereinigtes Carraghmoos
  • 10 ml Formalin
  • Plakatfarben
  • 10 ml Ochsengalle
  • 100 g Alaun
  • 91 kochendes Wasser
  • 21 Wasser
  • diverse leere Gläser oder Becher sowie Pinsel
  • eine möglichst grosse Fotowanne, etwas grösser als das gewünschte Papierformat
  • Papier, am schönsten beschreibbares Rundsiebbüttenpapier von einer Stärke von ungefähr 120 g/m2
  • ein nicht zu eng gezähnter Kamm bzw. eine handlich der Papierbreite angepasste Holzleiste, die in gleichmässigen Abständen mit Nägeln durchschlagen wird.
Zunächst werden 8l Wasser gekocht, 200 bis 250 g ungereinigtes Carraghmoos zugegeben und 3mal aufwallen gelassen. Dann wird die Masse mit 2l kaltem Wasser abgeschreckt, umgerührt und anschliessend stehen gelassen. Je länger das Moos quillt, desto dicker wird die Masse, der sogenannte Grund. Zu dicker Grund kann mit warmem Wasser verdünnt werden, zu dünner ist hingegen unbrauchbar. Nach dem Abseihen wird das Ganze 2-3 Tage stehen gelassen. Um das Sauerwerden nach ca. 8 Tagen zu verhindern, gibt man zur Konservierung ein paar Tropfen Formalin zu. Der Grund sollte beim Arbeiten immer gut durchgemischt werden, ohne die sich am Boden absetzende Farbe aufzuwühlen.

Die Plakatfarben werden in gewünschter Dicke mit Wasser angemacht, wobei zu beachten ist, dass dicke Farben die Effekte verstärken, zu dicke jedoch zu Boden sinken. Mit ein paar Tropfen Ochsengalle, in die Farbe gemischt oder nachträglich aufgetropft, kann eine schöne Verteilung auf der Oberfläche erzielt werden und die Farbe wird transparenter. Nach dem Verteilen der verschiedenen Farben können mit dem Pinsel oder dem Kamm nach Belieben Muster in die Oberfläche des Grundes gezogen werden. Ein sparsames Umgehen mit der Farbenwahl ermöglicht gleichmässigere Marmorpapiere.

Das Papier wird vor Gebrauch in ein warmes Alaunbad aus 80 g Alaun und 11 warmem Wasser getaucht und anschliessend getrocknet und gepresst. Alaun fixiert später die Farbe auf dem Papier. Das trockene Papier, das nicht wellig sein sollte, wird sorgfältig von links nach rechts auf die «bemalte» Oberfläche des Grundes abgerollt, ohne dass unvorhergesehen Luftblasen entstehen. Solche Luftblasen können jedoch auch ganz gezielt hergestellt werden, um einen reizvollen Hintergrund für die Niederschrift eines Textes zu erhalten. Dazu müssen sie eine gewisse Grösse haben und in ihrer Fläche sauber sein. Ein vorsichti­ges Abrollen des Blattes auf dem Grund er­möglicht eine unverschmierte Zeichnung. Unter fliessendem Wasser wird danach der Rest des Grundes abgespült. Wenn der Grund nicht immer wieder mit den Händen durch­mischt wird und nicht gleichmässig dick ist, treibt die Farbe unterschiedlich und kann ein gleichmässiges Muster stören.
Der Grund sollte auch immer auf gleicher Zimmertemperatur gehalten werden und muss gelegentlich neu angesetzt werden.

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